Reiseblog Städtereise Slowenien
Fototour durch die historische Altstadt von Maribor
Der Sommer in Deutschland hatte uns längst enttäuscht: Zuviel Regen, kühle Luft, kaum ein beständiger Tag. Besonders in Bayern wechselten Sonne und Wolken schneller, als wir den Camper starten konnten. Wir wollten raus, der Unbeständigkeit entkommen. Also packten wir zusammen, ließen den grauen Himmel hinter uns und fuhren Richtung Süden. Unser Ziel war eigentlich die Küste Dalmatiens, doch hinter Graz kurz nach der slowenischen Grenze verließen wir spontan die Autobahn.
Eine halbe Stunde später fuhren wir nach Maribor - ohne Erwartungen, und doch spürten wir sofort, dass dieser Halt mehr sein würde als nur eine Pause. Am Abend erreichten wir den Campingplatz am Ufer der Drau. Die Sonne war schon hinter die bewaldeten Hügel gesunken, das Wasser glühte in Kupfer- und Goldtönen.
Von hier aus war die Stadt noch nicht zu sehen; nur der ruhige Fluss, gesäumt von Bäumen und Wiesen, vermittelte eine angenehme Gelassenheit. Am Morgen stiegen wir aufs Rad und folgten dem Drauradweg in Richtung Stadtzentrum. Die Luft war frisch, der Duft von feuchtem Gras lag über den Wiesen, und am Horizont kündigten die ersten Dächer und Türme die Altstadt an.
Die Drau selbst erzählt ihre eigene Geschichte: Sie entspringt in der Nähe von Toblach in Südtirol, fließt durch Kärnten nach Slowenien, passiert Maribor, zieht weiter nach Kroatien und mündet schließlich in die Donau. Wir fühlten uns einen Moment lang, wie Teil dieses Stroms, der Landschaften und Menschen über Jahrhunderte verbindet.
Von der Hauptbrücke über die Drau eröffnete sich ein besonders lebendiger Blick auf die Promenade: Unter uns glitzerte das Wasser, die leichten Wellen schlugen ans Ufer, und entlang der Wege flanierten Menschen, saßen in Cafés oder schoben ihre Fahrräder. Die Häuser spiegelten sich im Fluss, die Schatten der Bäume tanzten über die Kopfsteinpflasterwege, und das leise Rauschen des Wassers mischte sich mit dem Murmeln der Stadt. Hier spürte man das Zusammenspiel von Bewegung, Licht und Leben - das Herz von Maribor.
Die Altstadt empfängt ihre Besucher mit Kopfsteinpflaster, pastellfarbenen Fassaden und schmalen Gassen, die von alten Zeiten erzählen. Auf dem Rathausplatz strahlt das Renaissance-Rathaus im Morgenlicht, die barocke Pestsäule steht still und würdevoll. Hinter den Gassen lassen Wehrtürme und das Mariborer Schloss die wechselvolle Geschichte der Stadt erahnen: Grenzbefestigungen, Handel, Handwerk - Zeugnisse von Jahrhunderten, die hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Im Stadtteil Lent, direkt am Flussufer, steht die älteste Weinrebe der Welt. Mehr als 400 Jahre alt, knorrig, aber voller Leben - ein stilles Symbol für die Verbindung der Stadt zu ihrem Wein.
Wir nahmen Platz im Außenbereich der Vinothek am Ufer der Drau und bestellten ein Glas mit Wein aus den umliegenden Lagen. Hier spürten wir den leichten Wind auf der Haut, hörten das Plätschern der Drau und ließen den Moment in uns hineinsinken. Genau dafür waren wir losgefahren.
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte den Kalvarienberg oder den Pyramidenhügel erklimmen: beide bieten einen grandiosen Blick über die Stadt und die umliegenden Weinberge. Das Licht am frühen Morgen und späten Abend verwandelt Maribor dann in ein goldenes Panorama, das Fotografen lieben werden.
Zu den Höhepunkten von Maribor gehören neben Rathausplatz und Schloss aber auch die imposante Franziskanerkirche, die alten Wehrtürme und die historischen Vinag-Keller, deren kilometerlange Gewölbe sich unter der Stadt ziehen.
Von Graz aus ist Maribor rund 70 Kilometer entfernt, über die A9 in etwa einer Stunde erreichbar. Die Stadt liegt in einem Becken zwischen den Pohorje-Bergen und den Weinbergen der slowenischen Steiermark. Wer es nicht eilig hat, kann die Panoramaroute durch die Südsteiermark wählen und unterwegs in einem Buschenschank einkehren, wo Wein, Käse und regionale Spezialitäten serviert werden. Das Klima ist kontinental: warme Sommer mit angenehmen 25 bis 30 Grad, schneereiche Winter, milde Übergangszeiten - ideal für Radfahren, Wandern oder Stadtspaziergänge.
Und wer noch mehr Lust auf Bewegung hat, findet im nahen Pohorje-Gebirge unzählige Möglichkeiten: Im Sommer Wanderungen durch kühle Wälder, im Winter bestens präparierte Skipisten. Wer Wein liebt, sollte im September oder Oktober kommen, wenn die Lese beginnt und die Region in ein Fest aus Farben und Düften verwandelt wird.
Maribor überraschte uns mit seiner Gelassenheit, dem Zusammenspiel von Stadt, Fluss und Reben. Wir waren eigentlich nur auf der Durchreise - und blieben doch länger, als wir gedacht hatten.